2007/06/21

Wieder da

Hallo,
ja, ich lebe noch. Ich bin zurück in Deutschland. Es schmerzt, nicht wegen Deutschland, sondern wegen der Umstände. Ich möchte darauf gar nicht weiter eingehen, ich weiß nicht wer alles diesen Blog liest. Jedenfalls hab ich gerade nichts schönes zum bloggen. Und das unschöne ist mir doch zu heiß, um es ins Weltnetz zu stellen.
Letztendlich soll das hier nur ein Lebenszeichen sein, ich melde mich.


Ach so: Kristofer Åström -> hyperhuldig! unbedingt 'All In' und 'Just A Little Insane' anhören. Neues Album fast perfekt, 11/12. :-)

2007/06/07

Bright Eyes

Ich habe eben die "I'm wide awake.." gehört und höre nun die "Lifted...". Und da muss ich mir doch hier und jetzt mal meiner Verwunderung Luft machen, wieso Bright Eyes / Conor Oberst ständig entweder in die Emo-ecke gesteckt wird oder alternativ als "böh, die olle Heulsuse *zwinkre*" bezeichnet wird.
Ich finde, das ist völlig ausgereifte feine Songwritermusik. Ich möchte jetzt auch gar nicht anfangen, ebenso an den Haaren herbeigezogene Dylanvergleiche zu ziehen, aber eigentlich besteht kaum ein Grund, Bright Eyes prinzipiell nicht zu mögen, wenn man allgemein etwas mit Songwritern anfangen kann. Wie geht denn das, einerseits Obersts Verhuschtheit zu belächeln, andererseits ständig irgendwelche Fragment-B-Seitenplatten von Elliott Smith in den Himmel zu loben? Unklar!
Desweiteren habe ich den Eindruck, daß gerade "ältere" Semester jungen Popmusikhörern ihren Songwriter nicht recht gönnen. Conor Oberst ist nunmal mittlerweile irgendwie Role Model, aber Nick Drake war/ist das doch auch, auf seine Art. Und das finde ich völlig okay; zumindest hält es mich nicht vom Gutfinden ab.

Nochmal zum "Rumheulen": Ja, Conor hat eine brüchige Stimme. Ja, Conor schreibt eine Menge trauriger Lieder. Na und? Welcher Mann mit Akustikgitarre macht das denn nicht (Ollie Schulz mal außen vor)? Bei dem Weg, Bright Eyes haben doch seit mindestens drei Platten nichts mehr mit "Mann und Gitarre" zu tun, das war doch nur die Keimzelle zu einem viel ausgereifteren Projekt.

Man muss Bright Eyes nicht mögen, ich mag die Beatles nicht (EDIT: genauer gesagt: sie sind mir recht egal, ich lege ihre Platten nicht auf. Ich bin mir ihrer Bedeutung trotzdem rhabarber rhabarber). Aber ständig "hihi, dieser Emo" oder "LOL, so ne Heulsuse" - es macht mich irgendwie traurig, weil es so unglaublich ignorant ist.

2007/06/05

Summertime

Ich bitte den all zu profanen Postingtitel zu verzeihen, aber mir war gerade so nach Befindlichkeitsposting. Heute ist ein guter Tag, ein richtig nordischer Sommertag. 25°C, unglaublich intensive Sonne, eine leichte Brise die das alles gut erträglich macht, Strawberry-Cheesecake-Eis am Hafen, "Klamottenshopping". Mir ist wie Urlaub, was vielleicht daran liegt daß es im Grunde welcher ist. In drei Tagen meine letzte Klausur hier. Ich habe noch nicht ernsthaft gelernt, aber es ist mir einfach gerade wichtiger die letzten Tage hier noch zu genießen.

Ich habe mir heute Bücher gekauft, weil es in Deutschland schwer bis unmölich ist, schwedische Bücher in Originalsprache zu erwerben. Ich finde ja Bücher kaufen noch ein Stück geiler als CDs zu shoppen. Bei Tonträgern gehe ich relativ zielgerichtet vor, ich kaufe entweder was ich mir vorgenommen habe, oder entdecke eine CD bei der ich zumindest den Interpreten kenne. So richtige Blindkäufe sind da selten dabei.
Bei Büchern jedoch ist der Vorgang des Kaufens viel, naja, "spektakulärer". Man hat einen Klappentext und es kann passieren, daß man sich schon aufgrund dessen in den Roman verliebt und sich noch im Buchladen vor Vorfreude in die Hose macht. Ich liebe es.
Gekauft habe ich folgende Paperbacks (übrigens 4 zum Preis von 3en, ungefähr 20 Euro für alle zusammen. Fair!):

Sara Kadefors "Fågelbovägen 32"

Soweit ich weiß hat Sara Kaderfors an der Mälardalens Högskola, also der Uni an der ich gerade studiere, vor wenigen Jahren ihren Abschluß in Literaturwissenschaft gemacht (habe jetzt nicht extre gegoogelt, aber ich hörte so etwas). In dem Buch geht es um eine "Katerina", eine verstoßene(?) Frau aus Moldawien, die bei "Karin" Zuflucht in Form einer Wohngelegenheit findet, aber mit der Zeit zu einer Art Haushälterin wird. Dabei kommt sie Mann und Kindern von Karin sehr nahe, was bei Karin "egoistiska känslor", egoistische gefühle, weckt -> ein Krieg bricht aus im Fågelbovägen, in dem Karin desperat dafür kämpft ihr Selbstbild als guter Mensch aufrechtzuerhalten.
Ich habe nicht den geringsten Schimmer...das Buch wurde mir empfohlen und ich bin gespannt, was sich hinter der für mich etwas kryptischen Beschreibung verbirgt (in der hier sehr groben Übersetzung meinerseits wirkt das im Übrigen noch viel bescheuerter alles).


Jonas Hassen Khemiri "Montecore - en unik tiger"

Der Nachfolger zu Khemiris fantastischem Debut "Ett öga rött" (das gibt es mittlerweile auch in deutscher Übersetzung. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann wie die sprachlichen Kniffe umgesetzt sind - LESEN!!!). Das Buch handelt davon, daß Jonas eine Mail von einem alten Kindheitsfreund seines Vaters, Kqdir, erhält mit dem Vorschlag, sich zusammenzutun um eine Biografie über Jonas Vater zu kreieren. Der Vater ist ein kosmopolitischer Superfotograf (:pnsn:) und hat keinen Kontakt mehr mit der Familie. Im Buch mischen sich der Brief Kadirs über des Vaters Kindheit in Tunesien mit Jonas' Kindheitserinnerungen, das Ganze verspinnt sich zu einer Zeitreise durch Schweden ab den 70ern bis ins zeitgenössische Schweden, das alles aus der Sicht eines Einwanderers bzw. Einwandererkindes.
Ich habe noch nicht begonnen zu lesen, aber vermutlich ist auch dieser Roman schon rein sprachlich und stilistisch das Lesen wert. Ich freu mich drauf.


Filip Hammar / Fredrik Wikingsson "100 höjdare - Sveriges roligaste ögonblick genom tiderna"

Naja, Populärschund. Ein Buch in dem Schwedens 100 lustigste Momente aller Zeiten aufgelistet sind, nicht nur aufgelistet sondern eben auch geschildert. Das geht von "Frau gibt sich im Fernsehen für Martin Dahlins Mutter aus (1994)" bis "Schweden sucht in ganz Europa panisch nach einem neuen König (1810)". Wohl eher was für Busfahrten, aber sicher interessant was in Schweden so an all time Gossip und Gags geht. Ich mein, "HURRRRZ!" kennt in Schweden halt auch keiner....


Susanna Alakoski "Svinalängorna"

Interessanter generations- und Klassenroman. Spielt sich in einem dieser typisch schwedischen Neubaugebiete der 70er Jahre ab, die gut gemeint waren aber zu Ghettos der Einwanderer und Niedriglohnarbeiter verkamen. Es geht um Leene, Kind finnischer Einwanderer, deren Vater Periodiker ist. Kann man das auf Deutsch sagen? Jedenfalls jemand, der immer Phasenweise dem Alkohol verfällt, dann wieder paar Wochen alles tutti, dann wieder Absturz, dann wieder...und so weiter eben. Naja, Leena und ihre zwei Freundinnen stehen irgendwie alles durch pipapo. Klingt jetzt auch wieder nicht sooo, aber Susanna Alakoski durfte ich neulich auf einer Gastvorlesung hier erleben, sie las einige Seiten und erzählte über ihre Schriftstellerschaft, ihre Inspirationsquellen und eben auch über persönliche erfahrungen - sie selbst ist Kind finnischer Einwanderer aus dem Arbeitermiljö (uff, ich habe wirklich vergessen, wie man "miljö" auf Deutsch schreibt D: )

Viel Vergnügen mit all diesen spannenden Informationen....